Herein, wenn's kein Schneider ist!

In der vergangenen Woche sorgte Freiburgs Nils Petersen fr einige Aufregung, weil er glaubhaft versicherte, eine Verwarnung durch den Schiedsrichter nicht mitbekommen zu haben. Anlass genug, an den berhmtesten Przedenzfall zu erinnern vor allem, da er sich bei einem historischen und folgenreichen WM-Spiel zutrug.

In der ver­gan­genen Woche sorgte Frei­burgs Nils Petersen für einige Auf­re­gung, weil er glaub­haft ver­si­cherte, eine Ver­war­nung durch den Schieds­richter nicht mit­be­kommen zu haben. Anlass genug, an den berühm­testen Prä­ze­denz­fall zu erin­nern – vor allem, da er sich bei einem his­to­ri­schen und fol­gen­rei­chen WM-Spiel zutrug. 

Die Rede ist vom Vier­tel­fi­nale 1966 zwi­schen Gast­geber Eng­land und Argen­ti­nien, das vom dem Schnei­der­meister Rudolf Kreit­lein aus Stutt­gart-Deger­loch geleitet wurde. Glaubt man deut­schen Quellen, dann tat er das gera­dezu hel­den­haft. Dort liest man, dass der kleine und bei­nahe kahl­köp­fige Unpar­tei­ische sich von den wüsten Argen­ti­niern nicht beein­dru­cken ließ und des­wegen den Bei­namen das tap­fere Schnei­der­lein“ bekam.

Legen­därer Platz­ver­weis

Ja, man erfährt sogar, dass Kreit­lein an jenem Tag nicht nur ein tur­bu­lentes Spiel über die Bühne brachte, son­dern auf Umwegen auch noch für eine bedeu­tende Erfin­dung sorgte, und zwar weil er in der 35. Minute den argen­ti­ni­schen Kapitän Antonio Rattin des Feldes ver­wies. Rattin wei­gerte sich, den Platz zu ver­lassen, wor­aufhin es zu einer Unter­bre­chung von knapp acht Minuten kam. Am Ende dis­ku­tierte der Spieler sogar mit dem Vize­prä­si­denten der FIFA – und zwar auf dem Rasen. Erst dann trollte er sich vom Feld.

Wie die Welt“ vor neun Jahren schrieb: Der Zwi­schen­fall mit Rattin hatte weit­rei­chende Folgen für den Fuß­ball. Am Tag danach berat­schlagten sich Kreit­lein und der eng­li­sche Schieds­rich­ter­be­treuer Ken Aston. ›Genug der Miss­ver­ständ­nisse. Wir wollten einen Weg finden, unsere Ent­schei­dungen so zum Aus­druck zu bringen, dass sie jeder Spieler und Zuschauer auf Anhieb ver­steht‹, erin­nert sich Kreit­lein, der noch heute das WM-Tur­nier haar­klein nach­er­zählen kann.“ Dieser Weg“ waren die Gelben und Roten Karten.

His­to­ri­sche Idee 

Seither gilt Kreit­lein so vielen Leuten als ihr Mit­er­finder, dass sogar sein Wiki­pedia-Ein­trag mit dieser Info beginnt. Als er im August 2012 starb, nannte ihn die Bild“ wie selbst­ver­ständ­lich den Erfinder der Gelben und Roten Karten“, wäh­rend die Stutt­garter Nach­richten“ die Geschichte so erzählten: Kapitän Rattin wei­gerte sich hart­nä­ckig das Feld zu ver­lassen. Da es noch keine Roten Karten gab, konnte und wollte er Kreit­leins Gesten par­tout nicht ver­stehen. Auf der Rück­fahrt ins Hotel kam Kreit­lein und dem eng­li­schen Schieds­rich­ter­be­treuer Ken Aston in der Ken­sington High Street in London die his­to­ri­sche Idee. Inspi­riert von den vielen Ver­kehrs­am­peln, ent­wi­ckelten sie Gelbe und Rote Karten als welt­weit ver­ständ­liche und ein­deu­tige Sym­bole.“

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