Spiel mir das Lied vom Tor

Ehemalige Fuballprofis haben es nicht immer leicht. Frher hatten sie zumindest klar umrissene Aufgaben. Sie betrieben ihre Fuballschulen im pflzischen Hinterland oder sie erffneten Lotto-Toto-Annahmestellen in der sddeutschen Grostadt.

Ehe­ma­lige Fuß­ball­profis haben es nicht immer leicht. Früher hatten sie zumin­dest klar umris­sene Auf­gaben. Sie betrieben ihre Fuß­ball­schulen im pfäl­zi­schen Hin­ter­land oder sie eröff­neten Lotto-Toto-Annah­me­stellen in der süd­deut­schen Groß­stadt.

In einer Zeit, in der es schwer fällt, vom großen Fuß­ball­zirkus los­zu­lassen, werden viele von ihnen Experten und tin­geln am Wochen­ende durch total auf­re­gende Sport1-Sen­dungen, total kusche­lige Talk­shows oder total frea­kige Inter­net­shows.

One-Hit-Wonder der Bun­des­liga
 
Beson­ders hart ist es dort für jene Ex-Profis, die mit einem beson­deren Ereignis in Ver­bin­dung gebracht werden – ganz egal ob sie 300 Bun­des­li­ga­spiele gemacht oder bei Welt­meis­ter­schaften gespielt haben. Frank Mill ist so einer. Er ist bis heute der Spieler, der einst das leere Tor nicht traf. Thomas Helmer heißt ein anderer Ex-Spieler aus dieser Riege. Er ist der Kron­zeuge des legen­därsten Phan­tom­tors der Bun­des­li­ga­ge­schichte. Oder Friedel Rausch, Stich­wort: Hun­de­biss.
 
Wenn also mal wieder ein aktu­eller Spieler aus zwei Metern nur den Pfosten trifft, kann man guten Gewis­sens sein ori­gi­nales BVB-Uhu-Trikot aus der Saison 1981/82 ver­wetten, dass am nächsten Tag in der Bild“ oder auf 11freunde​.de ein Inter­view mit Frank Mill erscheint – oder zumin­dest das Video seines Fauxpas.
 
Fuß­ball­jour­na­listen sind da ziem­lich ein­fallslos. Glaubt ihr nicht? Hier ein Dialog aus der heu­tigen 11FREUNDE-The­men­sit­zung:
 
Redak­teur 1 (moti­vie­rend): Wir müssen noch was zur Rele­ga­tion machen.
Redak­teur 2 (gelang­weilt): Joa.
Prak­ti­kant 1 (neun­mal­klug): Jan-Age Fjör­toft hat doch mal die Ein­tracht gerettet. 1999 war das. Mit einem Über­steiger-Tor. Wusstet ihr das?
Redak­teur 3 (alt­vä­ter­lich): Irre Wende! Ich habe natür­lich seine Nummer.
Redak­teur 1 (ermu­ti­gend): Toll! Anrufen!
Prak­ti­kant 1 (eupho­risch): Das wird sicher­lich total inter­es­sant! Frank­furt gewann damals ja 5:1 gegen Kai­sers­lau­tern, wes­wegen Nürn­berg abstieg. Passt doch total gut.
Redak­teur 2 (genervt): Wir haben aller­dings schon circa acht Mal mit ihm über dieses Tor gespro­chen.
Redak­teur 1 (brand­re­dend): Voll­kommen egal! Machen! Die Leute wollen das lesen! Die sind heiß da drauf! Das Spiel elek­tri­siert! Der Mann ist witzig und schlag­fertig!

Lieber Jan, stehe uns heute bei“
 
Wir kennen Jan-Age Fjör­tofts aktu­ellen Ter­min­ka­lender nicht. Eine Zeit lang hat er bei Sky“ als Experte gear­beitet, momentan ist er Team­ma­nager der nor­we­gi­schen Natio­nal­mann­schaft.

Außerdem arbeitet er quasi Full­time bei Twitter, seit Juli 2011 hat er dort jeden­falls 81.700 Tweets abge­setzt. Der aktu­ellste ist ein Ret­weet eines Fans: Lieber Jan, stehe uns heute bei. Lass uns ein Wunder geschehen und die Klasse wie 1999 bestehen.“ Ach ja.
 
Wie lange soll das noch so wei­ter­gehen? Hofft Jan Age Fjör­toft heim­lich, dass heute Abend Alex Meier in der fünften Minute der Nach­spiel­zeit den 1:0‑Siegtreffer in Nürn­berg erzielt? Oder sitzt er in Wahr­heit eh den kom­pletten Mai vor seinem Telefon und wartet auf die Jour­na­listen, die ihn anrufen und fragen, wie das damals war mit dem Wunder von Frank­furt, mit dem Über­steiger, mit dem Mann, der ver­mut­lich auch die Titanic gerettet hätte?

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